Historie
Vier Jahrzehnte Dichtungen von Hamburg in die Welt
GROMEX – das ist kein Kunstwort – es steht für Großhandel mit Export. So nannte Bernd Willms sein Unternehmen, das am 27. August 1975 in das Handelsregister von Hamburg eingetragen wurde. Heute ist diese Kurzform weltweit ein Begriff für Dichtungen aller Art.
Sollen gute Ideen zum Erfolg führen, müssen mehrere Parameter optimal zusammenpassen. Zur rechten Zeit am richtigen Ort zu sein, war schon immer die beste Voraussetzung für gutes Gelingen. Bei Bernd Willms, dem Gründer der GROMEX GmbH, lief das wie folgt ab:
In der ersten Hälfte der 1970er Jahre hatte er Kontakt mit einem Schiffsingenieur, der im Außendienst eines Wilhelmsburger Spezialunternehmens tätig war, das Werkzeuge zur Produktion von Runddichtringen – landläufig O-Ringe genannt – anfertigte. Dieser Ingenieur wusste natürlich nicht nur, welche Werkzeuge bei welchem Ringhersteller vorhanden waren. Er kannte auch den Bedarf der Endverbraucher und machte Bernd Willms darauf aufmerksam. Über diese Verbindung gewann er erste Kontakte zu Abnehmern von Dichtungen, wobei es von Anfang an um O-Ringe ging.
So benötigte die Reederei Hapag-Lloyd Dichtungen mit bestimmten Abmessungen, die standardmäßig nicht lieferbar waren. Und Willms erfuhr von jenem Ingenieur, wer die Ringe herstellen konnte.
Die Gespräche brachten Willms auf den Gedanken, das Geschäft kann ich machen und er kombinierte: Wenn ich den Auftrag für die Lieferung der Dichtungen erhalte und einen Hersteller dafür gewinne, mich zu beliefern, dann habe ich einen ersten Kunden. Das gelang und Hapag-Lloyd wurde der erste Kunde des jungen Unternehmens. Diese Kunden-Lieferanten-Beziehung besteht bis heute erfolgreich, gleichgültig ob es um den Dichtungs-Bedarf von Kreuzfahrt- oder Containerschiffen geht.
Der Anfang in der Katharinenstraße
Aus einer einfachen Konstellation entstand die Idee, ein Handelsunternehmen zu gründen. Um dem in Aussicht genommenen Handel ein solides Fundament zu geben, entschloss sich Willms zur Gründung einer Kapitalgesellschaft.
Der Gesellschaftsvertrag wurde am 3. Juli 1975 in der Kanzlei der Notare Kohn & Voscherau in Hamburg errichtet. Schon wenig später erfolgte am 27. August 1975 unter der Firma „GROMEX Warenhandelsgesellschaft mbH“ die Eintragung in das Handelsregister von Hamburg.
Als Gegenstand des Unternehmens war eingetragen: „Im- und Export sowie der Großhandel mit Waren aller Art … sowie die Übernahme in- und ausländischer Vertretungen“. Damit hatte Willms sich hinsichtlich der zu handelnden Gegenstände alles offen gehalten, aber es sollte von den allerersten Anfängen bis heute bei technischen Dichtungen im weitesten Sinne bleiben.
Am ersten Standort, Katharinenstraße 30, in der Hamburger Neustadt, gab es außer einem Büro auch ein kleines Lager. Das Vertriebsprogramm der ersten Jahre bestand aus O-Ringen und Wellendichtringen. Die O-Ringe lieferte zunächst eine Vertriebsgesellschaft für Präzisionsdichtungen in Hamburg-Harburg. Dieser Großhändler bezog die Ringe von kleinen Herstellern aus der Region Bergamo in Oberitalien. Später wurden die Geschäfte auf die neu gegründete MAKO Gesellschaft für Herstellung und Vertrieb von Maschinen- und Konstruktionselementen mbH übertragen.
Noch in den 1970er Jahren kam schon die Alwin Höfert KG als Lieferant dazu, die in der heutigen Unternehmensgruppe eine besondere Rolle einnimmt. Die Wellendichtungen wurden über eine Hamburger Vertretung von Carl Freudenberg in Weinheim bezogen.
Nach fünf Jahren zwang 1980 akuter Platzmangel zum ersten Umzug. Am neuen Standort in der Carl-Petersen-Straße 55, im Stadtteil Hamm, blieb das Unternehmen bis 1997.
Nach gut 20 Jahren war der Warenumschlag so umfangreich geworden, dass ein zweiter Umzug notwendig wurde. Es musste ein Standort mit guten Anfahrbedingungen für Lkw an das Lager gefunden werden. Den bezog das Unternehmen auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wenige Häuser weiter, bei der Hausnummer 76.
Ostkontakte und die Folgen
Aufbauend auf zahlreichen, familiengeführten Kleinunternehmen, die enteignet wurden, entstanden in der DDR „Volkseigene Betriebe“, die konkurrenzfähige Produkte herstellten. Schon mit seinem ersten Besuch einer Leipziger Messe bekam Willms im Frühjahr 1981 Kontakt zum VE Außenhandelsbetrieb Chemie in Ostberlin, der bereits zur Herbstmesse desselben Jahres zum Abschluss eines Vertrages über die Lieferung von O-Ringen führte.
Hersteller der O-Ringe waren die „VEB Cosid-Kautasit Werke“ in Coswig, 1970 hervorgegangen aus den VEB Kautasit Werken in der Försterlingstraße in Dresden-Niedersedlitz und der VEB Cosid in Coswig, einem Spezialunternehmen für Brems- und Kupplungsbeläge (ex Jurid).
Bei den O-Ringen handelte es sich um bestimmte Qualitäten und Abmessungen, wie sie für Laufwerkdichtungen benötigt wurden. Dafür interessierte sich nicht nur ein vergleichsweise kleines Handelsunternehmen, sondern auch ein großer Dichtungshersteller im weitesten Sinne: die Goetze AG in Burscheid. Der AHB verwies jedoch zunächst auf den Vertrag mit GROMEX, ließ später jedoch Direktlieferungen an Goetze zu. Bernd Willms ist dann auf das Unternehmen zugegangen, was im Laufe der Zeit zu einer geschäftlichen Verbindung führte, die bis heute Bestand hat. GOETZE ist inzwischen allerdings nur noch eine Markenbezeichnung. Das Unternehmen gehört seit 1998 zum Konzern von Federal Mogul und firmiert als Federal Mogul Burscheid GmbH.
Goetze bot GROMEX auf der Hannover Messe von 1992 die Vertretung für Gleitringe (Industriedichtungen) an.
Von weichen zu harten Dichtungen
Anfang der 1990er Jahre war es nur noch ein kleiner Schritt, zu den weichen Dichtungen aus Gummimischungen oder Kunststoffen auch harte Dichtungen aus Metall in das Vertriebsprogramm aufzunehmen: Kolbenringe. Zunächst ging es dabei um Ersatzteile für Kompressoren und Kleinmotoren. Später kamen Kolbenringe für mittelschnelllaufende Großmotoren hinzu. In den letzten Jahren brachte GROMEX spezielle Werkzeuge für eine vereinfachte Montage der Kolbenringe auf den Markt.
Ein neuer Lieferant: die Dichtungspartner Hamburg GmbH
Schon vor dem Ende der Geschäftsbeziehungen zwischen GROMEX und MAKO hatte Holger Krause mit Klaus Höfert, der in zweiter Generation Geschäftsführer der Alwin Höfert KG ist, und einem weiteren Partner 1986 die „Dichtungspartner Hamburg GmbH“ – Kurzform „dph“ – gegründet.
Krause war nach der Schulzeit bei MAKO eingetreten und hatte eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann absolviert. Nach Abschluss der Lehre blieb er im Unternehmen und wurde nach kurzer Zeit mit der Aufgabe betraut, den Export aufzubauen. Da MAKO Lieferant von GROMEX war, lernten sich Bernd Willms und Holger Krause über diese geschäftliche Beziehung kennen. Sie reisten 1984 erstmals gemeinsam zur Leipziger Messe.
Zwei Jahre später schied Krause Mitte 1986 bei dem Unternehmen aus und gründete – wie bereits ausgeführt – mit Klaus Höfert die Dichtungspartner Hamburg GmbH. Der Gesellschaftsvertrag wurde am 7. August 1986 errichtet und die Eintragung in das Handelsregister von Hamburg erfolgte am 19. August 1986. Seinen ersten Standort hatte das Unternehmen in der Marienthaler Straße. Einer der ersten Kunden der dph war GROMEX und ist dies bis heute. Die dph ist inzwischen auch Kunde von GROMEX.
Die Rolle der Höfert KG
Die heutige Kommanditgesellschaft „Alwin Höfert KG“ in Ammersbek geht zurück auf die Gründung der Personengesellschaft „Alwin Höfert“ vom 7. Januar 1963 in Hamburg. Im Oktober 1967 erfolgte eine Sitzverlegung nach Hoisbüttel in Schleswig-Holstein. Seit dem 1. September 1968 ist das Unternehmen eine Kommanditgesellschaft, die zunächst von Klaus und Gerd Höfert geführt wurde. An Stelle von Gerd Höfert trat 1999 Dirk Höfert als Gesellschafter ein.
In Hoisbüttel, das seit einer Gemeindereform von 1978 ein Teil der seinerzeit entstandenen Gemeinde Ammersbek ist, hatte das Unternehmen seinen ersten Standort an der Ferdinand-Harten-Straße 3-5, nahe dem Stadtrand von Hamburg. Als hier gegen Ende der 1990er Jahre der Platz für Produktion und Logistik nicht mehr ausreichte, plante die Familie Höfert einen Neubau auf einem Grundstück in unmittelbarer Nähe, an derselben Straße mit der Hausnummer 15.
Von vornherein war vorgesehen, die dph sollte ebenfalls in den Neubau einziehen. Das führte bei den Planungen dazu, dass immer, wenn vom neuen gemeinsamen Standort die Rede war, über das „Haus der Dichtungen“ gesprochen wurde. Schließlich erhielt der gesamte Komplex an der Ferdinand-Harten-Straße 15 mit der Fertigstellung 2002 dann diesen Namen. Ziel des Neubaus war die Kapazitätserweiterung; mit der Namensgebung unterstrichen die beteiligten Unternehmer ihre Kompetenz in Sachen Dichtungen.
Die Höfert KG wird unverändert von Vater und Sohn, Klaus und Dirk Höfert, in zweiter und dritter Generation geführt. Dirk Höfert ist seit 2002 neben Holger Krause auch Geschäftsführer der dph.
Der Umzug nach Ammersbek und die Nachfolgeregelung
Im Frühjahr 2009 erfolgten Sitzverlegung und Umzug der GROMEX GmbH nach Ammersbek in das Haus der Dichtungen. Seitdem wirken von dort aus eine Produktions- und zwei Vertriebsgesellschaften in enger Kooperation unter einem Dach in Sachen Dichtungen. GROMEX nahm damals den Begriff „DichtungsHaus“ in seine Wortmarke auf.
Bernd Willms leitete mit der Sitzverlegung seine Nachfolge und damit den Generationswechsel ein. Holger Krause und Dirk Höfert übernahmen im Februar 2009 jeweils 30 Prozent der Geschäftsanteile an der GROMEX GmbH von ihm. Holger Krause wurde zum Geschäftsführer der Gesellschaft berufen.
Höfert beliefert GROMEX mit Dichtungen aus einer sehr großen Palette, vom Standard-O-Ring ab Lager bis hin zu speziellen Formteilen aus Sonderwerkstoffen, die für die Schifffahrt im eigenen Haus entwickelt wurden.
Im zweiten Schritt trennte sich Bernd Willms 2012 von den noch von ihm gehaltenen Geschäftsanteilen an der GROMEX GmbH und schied aus dem Unternehmen aus, das seitdem von Holger Krause allein weitergeführt wird.
Das Unternehmen im Jubiläumsjahr
GROMEX ist im Laufe seiner Geschichte zu einem weltweit bekannten Handelshaus für und Hersteller von Dichtungen aller Art aufgestiegen. Die enge Bindung an die Höfert KG kennzeichnet seit langem die außergewöhnliche Lieferbereitschaft des Unternehmens, zum Beispiel jeden gewünschten O-Ring innerhalb von 24 Stunden bereitzustellen.
Die Produktpalette umfasst neben den O-Ringen und den Kolbenringen einschließlich Werkzeugen auch Laufwerkdichtungen, Flachdichtungen und komplette Dichtungssätze. Bedeutendster Umsatzträger sind die Kolbenringe mit Lieferungen für alle mittelschnelllaufenden Viertakt-Dieselmotoren der Welt und große Schnellläufer. Das sind Ringe für Kolbendurchmesser von rund 140 bis fast 640 mm. GROMEX hat das Ziel, ebenso die für diese Motoren erforderlichen Dichtungen als komplette Dichtungssätze zu liefern.
Kolbenringe für große Zweitaktmotoren werden bislang nicht geliefert. Mit Dichtungssätzen ist man bei diesen Motoren jedoch schon auf einem guten Weg.
Die wichtigste Zielgruppe sind die Reedereien, die im Rahmen von Wartung und Reparaturen ständig auf zuverlässige Lieferung von Dichtungen angewiesen sind. Fährschiffreedereien, wie zum Beispiel die TT-Line, sind aufgrund ihrer Betriebsabläufe besonders interessante Abnehmer für GROMEX. Die Werften spielen dagegen nur dann eine Rolle, wenn sie, abgesehen vom Eigenbedarf, eine entsprechend große Reparaturabteilung haben.
Die Werbung in Person
Zweifellos ist ein Teil des Erfolgs, den Bernd Willms mit seinem Unternehmen hatte, seiner Persönlichkeit zuzuschreiben. Kontakte zu knüpfen war für ihn intuitiv der richtige Weg. So besuchte er von Anfang an auch Fachveranstaltungen und Kongresse, ob es sich um die alljährliche Tagung des Instituts für Schiffsbetriebstechnik in Flensburg handelte, oder einen CIMAC-Kongreß, wie er alle drei Jahre irgendwo auf der Welt stattfindet, Bernd Willms war immer präsent. Schließlich boten Pausengespräche und Rahmenveranstaltungen bei all diesen Gelegenheiten eine Plattform.
Zum Verein der Schiffsingenieure zu Hamburg hatte er über seine Produkte schon früh Kontakt und erwarb 1981 für sein Unternehmen eine korporative Mitgliedschaft. Die Zeitschrift des Vereins, das Schiffs-Ingenieur Journal, unterstützte er tatkräftig mit den bekannten kleinen Streifenanzeigen wie mit ganzseitigen Platzierungen.
Auch wenn die Geschäfte nicht immer sehr gut liefen, war es ihm ein besonderes Anliegen, die Traditionen der Schifffahrt zu pflegen und zu unterstützen, ob das Museumsschiff „Bleichen“ oder besonders alle mit der „Cap San Diego“ verbundenen Maßnahmen. Dabei unterstützte ihn tatkräftig seine Frau, die zum Beispiel auf dem GROMEX-Messestand der SMM 2012 mit dem Verkauf von Werbemitteln zum Erhalt dieses Schiffes beitrug.
Beim Einbau einer neuen Zylinderlaufbuchse in den Hauptmotor der Cap San Diego, wurden 2013 diverse Dichtungen benötigt und GROMEX war selbstverständlich dabei. Für Willms war es ein ganz persönliches Anliegen, dass diese Reparaturmaßnahme, die auch von anderen Unternehmen, zum Beispiel MAN Diesel und Turbo unterstützt wurde, publizistisch begleitet wurde.
Kontaktpflege und Werbung führt Holger Krause uneingeschränkt weiter und ist bestrebt, diese besonders im Ausland noch auszubauen. Auch er besucht mit seinen Mitarbeitern die technischen Veranstaltungen und pflegt damit die Kontakte bis zu den Endabnehmern.